Am Donnerstag hat der Fastenmonat Ramadan für Millionen von Muslime in Deutschland begonnen. In diesem Jahr fand der mittlerweile fast zur Tradition gehörende internationale Fastenbrechenabend von WiKult am Samstag im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde Bad Lippspringe statt. Eingeladen hatte der Verein die Gemeindemitglieder der katholischen bzw. evangelischen Kirchengemeinde in Bad Lippspringe, Vertreter des Glaubensgartens und die eigenen Mitglieder.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Begrüßungsrede durch den Vorstandsvorsitzenden von WiKult, ehe der Bürgermeister der Stadt Bad Lippspringe Ulrich Lange, der Landrat des Kreises Paderborn Christoph Rüther, Pfarrerin Antje Lütkemeier und Pfarrer Georg Kersting ebenso die knapp 80 Gäste willkommen hießen. In allen Begrüßungsreden wurde die Bedeutung von solchen Abenden für das Zusammenleben und kulturelle Miteinander von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen hervorgehoben.
Während Pfarrerin Antje Lütkemeier und Georg Kersting in den letzten Jahren öfters am Fastenbrechen teilnahmen und daher die Vorfreude bei ihnen groß war, zeigten sich insbesondere Landrat Rüther und Bürgermeister Lange sehr neugierig über ihre erste Teilnahme am Fastenbrechen und bedankten sich herzlich für die Einladung.
In einem kurzen Impulsvortrag über den Fastenmonat Ramadan hob der Vorsitzende Karaca hervor, dass Muslime sich am sozialen und spirituellen Höhepunkt des religiösen Lebens befänden und dass das Fastenbrechen traditioneller Weise in Gemeinschaft gebrochen werde. Des Weiteren „gehe es beim Fasten nicht nur um Verzicht auf Essen oder Trinken, sondern um die Vervollkommnung des Geistes und des menschlichen Charakters“. „Das Herz fastet, wenn das Herz von der Liebe zu Gott ergriffen und von Hass, Neid, Gier und Hochmut befreit ist“, zitierte Karaca Al-Ghazzali, einen der bedeutendsten islamischen Denker
Nach einem kleinen Bittgebet, bei dem für alle Notleidenden und Hungernden gebetet wurde, ertönte der Gebetsruf, welcher das Signal für das Verschwinden der Sonne unter dem Horizont ist und, somit das Fasten gebrochen werden kann.
Im Anschluss durften die Gäste das von den Mitgliedern sehr herzlich zubereitete vielfältige Buffet kosten.
Als weiterer Höhepunkt des Abends folgte die Vorstellung der Ebru-Kunst, eine aus dem orientalischen Raum stammende und als „Tanz der Farben auf der Wasseroberfläche“ bekannte Kunsttechnik. Nach einer kurzen Vorstellung, ging der Künstler Mahmut Ozan auf die Philosophie dieser Kunstart ein. „Jede Farbe verliert auf der Wasseroberfläche ihre Stärke und erscheint dort heller. Wenn bspw. zur blauen Farbe die gelbe Farbe dazugegeben wird, vermischen sich nicht die Farben zu grün, sondern die blaue Farbe empfängt mit offenen Armen die gelbe Farbe. Sie verliert zwar an Stärke, formt aber mit der gelben Farbe eine neue Einheit. Bei den anderen Farben, die man dazugibt, passiert das gleiche. Die Farben vermischen sich nicht, jede Farbe empfängt die dazugemischte mit einem Lächeln und so entsteht ein buntes Mosaik. Die Farben repräsentieren die Kulturen der heutigen Welt. Auch verschiedene Kulturen können sich gegenseitig respektieren und mit Toleranz und Offenheit ein harmonisches Miteinander und ein buntes Gemisch entstehen lassen. Wir haben mit dem heutigen Abend die Ebru-Kunst nicht nur vorgestellt, sondern sie durch die Vielzahl der anwesenden Religionen und Kulturen in diesem Saal vorgelebt“. Mit tönendem Beifall stimmten die Gäste Herrn Ozan zu und durften im Anschluss bei einer Mitmachaktion ihre eigenen Unikate mit nach Hause nehmen.
In diesem Sinn freut sich der Verein über einen sehr gelungenen interreligiösen Abend und bedankt sich herzlich bei Pfarrer Georg Kersting, der in diesem Jahr das Pfarrheim dem Verein zur Verfügung gestellt hat.